Oricum

Oricum

 Antike Stadt Oricum

 

In alten Quellen steht, die Gründung von Oricum basiert auf einem mystischen Hintergrund.

 

Ob dies, wie einige Archäologen annehmen, nur eine Legende antiker Geschichtsschreiber ist, um eine griechische Gründung auf illyrischen Territorium zu rechtfertigen, bleibt ein Rätsel. Über die Gründer und Gründungszeitraum wird spekuliert.

Lage

Oricum liegt am Ende der Halbinsel Karaburun (Akroceraunisches Gebirge, westlicher Teil des Ceraunisches Gebirge) und bildet den östlichen Punkt der schmalsten Meeresstrecke von der Straße von Otranto, die die Adria mit dem ionischen Meer verbindet. Zwischen Albanien und Italien liegen an dieser Stelle nur 71 Kilometer. Das Ceraunisches Gebirge diente in der Antike den Seefahrern als Orientierungspunkt. Vom Land her liegt Oricum am südlichen Ausgang des heutigen modernen Orikum, das wiederum am südlichen Ende der Bucht von Vlora, im Landkreis Vlora liegt.

Oricum hat wie beschrieben eine wichtig strategische geografische Lage und wurde von der Antike bis heute ununterbrochen als Marinestützpunkt genutzt. Der heutige archäologische Park liegt innerhalb der Marinebasis Pashaliman und ist nur mit Genehmigung zu besichtigen.

Antike Quellenlage zur Gründung

Der Hafen von Oricum wird erstmals von Hekataios von Milet (-560 bis -480) und von Herodot (-490/480 bis -430/420) erwähnt. Im Periplus von Pseudo-Scylax (-4. Jahrhundert) wird Orikum eine griechische Polis auf dem Territorium der illyrischen Stadt Amantia genannt. Die Periegese von Pseudo-Skymnus (-100) beinhaltet zwei Hypothesen. Die Erste gibt Oricum als mystische Gründung im -8. Jahrhundert durch Siedler von Euböa an, die zweite als Anlaufhafen eretrischen Flüchtlingen aus Kerkyra (Korfu) nach der Eroberung der Insel durch Korinthern. Die ältesten Funde aus Oricum datieren allerdings aus dem -6. Jahrhundert, Belege für eine frühere Besiedlung existieren bisher nicht.

Geschichte

Bild: Reste der Hafenanlage

Auf dem Territorium sind keine Befestigungen zu finden, das auf gute Beziehungen zu den illyrischen Taulantier deutet und die Frage aufwirft, ob der griechische Bevölkerungsanteil ähnlich wie in Apollonia in der Minderheit war. Oricum erlebte in der Zeit zwischen dem späten -3. bis -1. Jahrhundert eine Phase großen Wohlstands, ähnlich wie andere Städte im nördlichen Epirus. In dieser Zeit wurden sogar Münzen in Oricum geprägt.

Nach dem Sieg der Römer über die Illyrische Königin Teuta -228 wurden den Illyrern harte Friedensbedingungen diktiert, u. a. musste das gesamte Gebiet den Römern überlassen werden. Oricum wurde dann zum Kriegsschauplatz im ersten römisch-makedonischen Krieg, Philipp V. eroberte kurz die Stadt im Jahre -214. Später im römischen Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius besetzte Caesar die Stadt -48, die später von Pompeius zerstört wurde. Diese Zerstörung und der für die Römer immer wichtiger werdende Konkurrenzhafen Vlora (antiker Name Daulia, römisch Aulon) führte zum schleichenden wirtschaftlichen Niedergang. Militärisch blieb Oricum stets eine Marinebasis.

Im 11. bis 12. Jahrhundert bildetet Oricum, zusammen mit Kanina und Vlora eine byzantinische Provinz mit Namen Jericho et Caninon. Laut kaiserliche Chrysobullos wurde diese Provinz 1198 den Venezianer geschenkt. In dieser Zeit wurden auch Instandsetzungen durchgeführt, wie Mauerreste zeigen.

Während des Osmanischen Reiches bekam der Hafen den noch heute gültigen Namen Pashaliman – „der Hafen des Paschas“.

Anlage

Der seit Jahrtausenden steigende Meeresspiegel hat große Teile der Stadt überflutet. Aus der Luft sind Umrisse von Häusern und anderen Anlagen unter Wasser gut sichtbar.

Bild: Brunnen mit unterirdischer Wassersammelstelle

Die Stadt wurde fast vollständig in Stein gemeißelt. Darunter befinden sich auch ein noch nicht ausgegrabener Tempel und ein Altar, wo Dionysos verehrt wurde. Dionysos wird mit dem ägyptischen Gott Osiris gleichgesetzt und beide Götter mit dem Wasser des Lebens. Das könnte eine Erklärung für die Verehrung Dionysos an dieser Wassersammelstelle sein. Denn ein verbreiteter Irrtum ist, dass Oricum ein Amphitheater hatte. Was als Amphitheater gedeutet wurde, ist ein monumentaler Brunnen mit unterirdischen Tank von ca. 10 m Durchmesser. Es existieren auf der Halbinsel keine trinkbaren Wasserquellen und das Sammeln von Regenwasser war existenziell. Spezielle kultische Wasserzeremonien wären aufgrund dieser Sondersituation denkbar.

Wir werden Oricum zukünftig noch detaillierter thematisieren.

 

 

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